By Employee(s) of Bryanston Pictures or a subsidiary [Public domain], via Wikimedia Commons
Porno ist in Deutschland längst salonfähig. Das hat nicht nur etwas mit Gewöhnung zu tun, das hat auch etwas damit zu tun, dass es der Branche erfolgreich gelungen ist, ihre eigene Arbeit als „Kunst“ umzudefinieren. So wird dann aus „Deep Throat“ Kulturgut, in Kinos, auf Veranstaltungen, soll endlich wieder über Porno diskutiert werden und wer den Porno kritisiert, ist nicht nur altbacken – sondern hat auch einfach keine Kultur, hat die akademische Debatte nicht verstanden. Das ist eine Diskursverschiebung, die nicht erst seit gestern zu beobachten ist, die aber an Schärfe gewinnt angesichts der sich gerade neu formierenden Bewegungen „Stopp Sexkauf“ und „Stop Porn Culture Deutschland“, die mit heftiger Kritik an Pornografie auf die Bühne traten und prompt die oben genannten Argumente zu hören bekamen.
Bereits seit einigen Jahren ist der Begriff „Alternative Porn“ immer öfter zu hören, der eine ganz eigene Agenda verfolgt. Es handelt sich um eine besonders perfide Art, den Porno wieder gesellschaftsfähig zu machen – ganz wie damals, bei „Deep Throat“ – also Porno wieder zu Kunst zu machen, ist der „Alternative Porn“. 2006 lud Filmemacher Jürgen Brüning in Berlin zum Pornfilmfestival ein, wo über Porno als Kunst diskutiert werden sollte. Untergrundporno, Frauenporno, alles war vertreten. Und, sind wir nicht alle ein bisschen Porno?
Alternative Porn will seit etwa 1999 weg vom Gonzo Porno, von den blondierten Darstellerinnen mit den Riesenbrüsten, von der Brutalität, es ist so eine Art Öko-Porno. Und damit ein Türöffner für den Porno in die Gesellschaft. Alternative Porn begann mit Darstellerinnen, die Punks oder Gothics waren, ganz anders, als das, was man so gewohnt war. Alternativ eben. „Ficken mit Anspruch“ war und ist die Devise. Der Filmwissenschaftler Tim Stüttgen veranstaltete 2007 das Symposium „Post Porn Politics“ – Porn goes Academic kann man sagen. Er selbst ist Darsteller in sogenannten „Kunstpornos“. Es gibt inzwischen dank Jürgen Brüning das erophil, ein erotisches Literaturfestival, sondern seit 2009 auch das Pornfestival in Zürich.
Eigentlich wollte ich Revolutionär werden [1]
sagt Brüning über sich selbst.
Weiterlesen